Aussaatanleitungen

Aussaatanleitungen

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01. Kaltkeimer werden auch heute noch, nicht ganz zutreffend, Frostkeimer genannt. Die Aussaat muß während der ersten 2–4 Wochen warm (ca. +18 bis +22°C) und gut feucht gehalten werden. Danach ist sie für etwa 4–6 Wochen einer kalten Temperatur zwischen –4 und +4°C auszusetzen. Lediglich bei den meisten Ranunkelgewächsen sind Temperaturen um –5°C von Vorteil. Sollten die hier genannten Temperaturen während der Kühlperiode über- oder unterschritten werden, schadet dies nicht, jedoch muß die Kühlperiode dann entsprechend verlängert werden, da der Aufbauprozeß der keimauslösenden, hormonartigen Säure während dieser Zeit sich verlangsamt hatte oder still stand. Kann man die Aussaaten in der Kühlperiode mit Schnee bedecken, ist das von Vorteil. Die Temperatur darunter hält sich meistens in dem günstigen Bereich von –4 bis 0°C, es bleibt feucht, und der schmelzende Schnee „frißt“ an der Samenschale, macht diese poröser, was beim Ausschieben des Keimes von Vorteil ist. – Nach dieser Kühlperiode dürfen keinesfalls sofort hohe Temperaturen angewandt werden, vielmehr liegt dann der günstigste Temperaturbereich zwischen +5 und +12°C, auch dann, wenn bereits eine Keimung zu beobachten ist! Also ist der richtige Platz für diese Aussaaten, auch im März/April/Mai noch, das Freiland, der kalte Kasten oder ein Kalthaus.

02. Die Mehrzahl der Ranunkel-Gewächse benötigt tiefere Temperaturen in der Kühlperiode, ca. –5°C, sonst wie in 1.) beschrieben verfahren. Der Grund liegt wahrscheinlich darin, daß der Gefrierpunkt dieser Samen bei ca. –7°C liegt, bei den meisten anderen Samen aber bei –5°C.

03. Diese Arten bringen meist ein ausgezeichnetes Keimergebnis, wenn sie bald nach der Ernte ausgesät werden, obwohl bei vielen dieser Arten die Keimung selbst dann erst im Frühjahr, nach Wintereinwirkung, erfolgt. Deshalb diese Samen rechtzeitig bestellen.

04. Hier handelt es sich um sehr feine Samen, die man für eine gleichmäßige Aussaat eventuell mit Talkum oder feinstem Sand mischen sollte. Nicht mit Erde übersieben, nur andrücken. Bewässerung von unten oder mit feinem Zerstäuber, damit die Samen nicht weggeschwemmt werden.

05. Nicht immer führt das unter 1.) beschriebene Verfahren zu einem vollen Erfolg. Manche Arten benötigen nach der Kühlperiode noch zusätzlich eine längere Zeit bis zur Keimung. Saatgefäße daher nicht zu früh wegwerfen. Manche Samen liegen dann noch ein ganzes Jahr.

06. Diese Samen liegen sehr lange bis zur Keimung, 1 Jahr und mehr. Aus Platzgründen, und auch um das Austrocknen zu verhindern, wird dieser Samen „stratifiziert“. Das bedeutet: Einschichten der Samen in feuchten Sand. Abwechselnd eine Schicht gut feuchten Sand, eine dünne Schicht Samen usw. Die Stratifizierkisten setzt man an schattiger Stelle den Witterungseinflüssen (besonders dem Winterwetter) aus und schützt durch feines Drahtgeflecht vor Mäusen und Vögeln. Für größere Saatgutmengen haben sich in Anzuchtbaumschulen betonierte Stratifizierkästen bewährt. Im Frühjahr sollte öfters kontrolliert werden, ob die Keimung bereits beginnt. Dann sofort mit dem Sand, der ständig feucht gehalten wurde, auf das vorbereitete Saatbeet ausbringen.

07. Dieser Samen sollte so dick abgedeckt werden, wie der Durchmesser des Samenkorns ist. Bei Tagestemperaturen um +20°C stets für gleichmäßige Feuchtigkeit sorgen, für Cyclamen ist +18°C jedoch besser. Nach erfolgter Keimung hell und mäßig warm aufstellen.

08. Es handelt sich hier um Staudensamen, der sehr ungleichmäßig keimt auf eine lange Keimperiode verteilt. Hier sind auch besonders Einwirkungen von niederen Temperaturen unter +5°C sehr von Vorteil. Saatgefäße nicht zu früh vernichten. Besonders auf gleichmäßige Feuchtigkeit achten und keiner direkten Sonnenbestrahlung aussetzen. Für Alstroemeria empfehlen wir, die Aussaat 21 Tage bei ca. +30°C aufzustellen. Danach 21 Tage bei +5°C, anschließend ca. +21°C.

09. Keimt je nach Art und Herkunft schnell. Wenn jedoch nach 3–4 Wochen die Keimung nicht erfolgt, muß diese Herkunft einer Kühlperiode von 2–4 Wochen ausgesetzt werden. Für die im Himalaya beheimateten Meconopsis ist die Kühlperiode unerläßlich. Sie müssen auch nach erfolgter Keimung noch einige Wochen kühl, unter ca. +12°C, gehalten werden.

10. Diesen größeren, hartschaligen Samen hilft eine leichte, mechanische Beschädigung der Samenschale zum schnelleren Aufquellen. Eine Methode ist es, die Samen zwischen trockenem, scharfen Sand zu reiben oder mit Schmirgelpapier. Man kann ihn auch einige Stunden in „Weichmacher“ (Polyäthylenglycol 6000), wie er bei der Plastikherstellung verwendet wird, einweichen.

11. Opuntien keimen im 2. Jahr nach der Ernte besser und gleichmäßiger. Frischer Samen liegt daher oft ein Jahr in der Erde bis zur Keimung.

12. Keine Kühlperiode erforderlich; trotzdem liegt dieser Samen meist mehrere Monate bis zur völligen Keimung.

13. Diese großen Samen 2–3 Tage in Wasser vorquellen, mit „Weichmacher“ aber höchstens 1 Tag. Danach an der Seite des Keimkegels vom Samen eine hauchdünne Scheibe abschneiden oder abziehen, so daß der Keimling fast frei liegt. Samen mit Schnittstelle nach oben auf feuchtes Aussaatsubstrat (z.B. Vermiculite) aufsetzen. Glashaube oder Glasscheibe dicht abschließend in reichlichem Abstand vom Samen darüber setzen. Die entstehende Luftspannung bei Temperaturen von ca. +22°C fördert die Keimung.

14. Eine Wärmeperiode nach der Aussaat von ca. +25 bis +30°C über etwa 4–5 Wochen, wobei feucht gehalten wird, hebt die Keimhemmung auf. Es zerfällt der im Samen vorhandene, keimhemmende Stoff. Danach die Aussaat sehr kühl stellen, +2°C! Die bei dieser kühlen Temperatur beginnende Keimung zieht sich über ca. 80 Tage hin. Während dieser Zeit dunkel halten (Kühlraum). Danach Temperatur langsam erhöhen und Licht geben.

15. Schnell keimende Saat. Gleichmäßige Feuchtigkeit (nicht naß!) und Temperatur um etwa +20°C. Die Samen nur sehr dünn, ganz feine Saat gar nicht abdecken, aber andrücken. Nach erfolgter Keimung kühler stellen.

16. Wie 15.), jedoch erfolgt hier die Keimung nicht so schnell und auch nicht immer so sehr gleichmäßig, aber doch meist problemlos.

17. Wasserpflanzen in wasserdichten Plastikschalen o. ä. in einer nahrhaften Schlammerde aussäen. Das Wasser darf bis zu 1 cm über der Aussaaterde stehen. Bei guter Wärme (ca. +22°C) aufstellen.

18. Aussaattechnik wie 17.). Die Saatschalen aber nur ca. 2–4 Wochen warm stehen lassen, danach ca. 4–6 Wochen kalt stellen um 0°C herum. Das Wasser darf ruhig gefrieren. Anschließend die Temperatur nur sehr langsam ansteigen lassen.

19. Diese Aussaat benötigt zur Aufhebung der Keimruhe (Zersetzung des keimhemmenden Stoffes) mindestens 6 Wochen gute Bodenwärme, ca. +22°C und gleichmäßige Feuchtigkeit. Anschließend 6–8 Wochen kalt stellen, ca. –4 bis +4°C. Meist beginnt die Keimung schon bei +4°C. Die Wärme nur sehr langsam anheben, nicht über +10°C, bis die Keimung abgeschlossen ist. Wenn die warme oder die kalte Periode nicht ausgereicht haben, dann keimen diese Samen erst im darauffolgenden Jahr. Sie benötigen dann noch mal eine warme Periode (Sommer) und eine kalte Periode (Winter). Bekanntes Beispiel: Cimicifuga, Helleborus.

20. Diese Ausaaten sind sehr wärmebedürftig, +22°C oder auch höher, um ein gutes Keimergebnis zu erzielen. Mäßige, aber gleichmäßige Feuchtigkeit ist sehr wichtig. Gunnera allerdings möchte es besonders feucht (nicht naß) und besonders warm, ca. +24 bis +30°C.

Allgemeines:
Stellen Sie niemals Aussaaten in eine Gefriertruhe, Gefrierschrank oder Gefrierraum mit Temperaturen unter –5°C!! Die Ausdehnung des gefrierenden Wassers in den Samenzellen geht in solchem Fall zu plötzlich vor sich. Ein Druckausgleich durch die Zellmembranen hindurch kann so schnell nicht erfolgen. Die Zellwände werden zerrissen und der Samen ist tot. In der Natur kommen solche sekundenschnellen Temperaturstürze in den Minusbereich nicht vor. Auf einen normalen, langsamen Druckanstieg sind die Zellmembranen jedoch eingerichtet und sorgen mit ihrer Durchlässigkeit für einen osmotischen Druckausgleich. Bei etlichen Kaltkeimern kommt es immer wieder vor, daß ein Teil der Samen schon während der Warmperiode keimt. Diese Sämlinge sollte man unbedingt heraus pikieren bevor die Aussaat kalt gestellt wird. Diese Erscheinung hat mehrere Ursachen. Unter anderem dient sie in der Natur mit zur Arterhaltung in Regionen, wo eine Winterwitterung nicht in jedem Falle gewährleistet ist. Setzt jedoch eine entsprechende Winterwitterung ein, überleben diese vorzeitig erschienenen Sämlinge nicht. Die Art wird dann durch die nach Kälteeinwirkung keimenden Samen erhalten. Für eine künstliche Kühlperiode bietet sich daher der Kühlschrank oder Kühlraum mit Temperaturen um 0°C an. Weil Aussaatkisten im Kühlschrank meist nicht unterzubringen wären, kann man so verfahren, daß man die Samen, mit etwas feuchtem Sand vermischt, in Plastikbeutel füllt und nach der erforderlichen Wärmeperiode so im Kühlschrank unterbringt. Es ist aber darauf zu achten, daß der Sand in den Beuteln feucht bleibt. Nach Ablauf der erforderlichen Kühlperiode wird dann der Samen mit dem Sand in das Aussaatgefäß ausgebracht und bei der dann erforderlichen Temperatur aufgestellt. Nachdruck dieser Aussaatanleitungen, auch auszugsweise, ist nicht gestattet. Die Anleitungen sind nur für die Aussaat der von uns bezogenen Samen gedacht; eine anderweitige Verwendung, z.B. für Unterrichtszwecke, darf nur mit unserem Einverständnis erfolgen.

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